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50. Jahrestag der Ordination von Pfarrer Uwe Schmidtmann

  • Beitrags-Kategorie:Historie
  • Beitrag zuletzt geändert am:10. Juni 2021

Unser früherer Langenfelder Pfarrkollege, der auch noch seinen Wohnsitz in Langenfeld hat, kann in diesem Jahr auf seinen 50. Ordinationstag zurückschauen.
Uwe Schmidtmann, früher Pfarrer in Langenfeld-Richrath, wurde am 31. Mai 1971 ordiniert, bevor er im November desselben Jahres zum Pfarrer der Gemeinde an der Lukaskirche gewählt wurde. Er hat – gesprochen auf dieses besondere Datum – gedanklich und theologisch Nachlese gehalten und uns einen Text zukommen lassen.
In dankenswerter Erinnerung an viele Jahre geleisteter Dienste in unserer Gemeinde wünschen wir Uwe Schmidtmann alles Gute, Gottes Segen und Bestärkung in ihrem Glaubensleben.

Silke Wipperfürth

Uwe Schmidtmann schreibt anlässlich des 50. Jahrestages seiner Ordination:

Es war im wunderschönen Mai 1971 am letzten Sonntag, als ich der Welt abhanden kam. Und denke ich an meine Ordination zurück in der Nacht, so bin ich um den Schlaf gebracht.

Der Apostel Paulus fragt in einem Brief an die Gemeinde in Korinth: Wisst ihr nicht, dass ihr als Gemeinde der Tempel Gottes seid und dass der Geist Gottes in euch wohnt? Der Tempel ist heilig und der Tempel seid ihr. Niemand soll sich etwas vormachen, wenn sich einer von euch nach den Maßstäben dieser Welt für weise hält. Dann muss er erst einmal sein ganzes Leben aufgeben, um wirklich weise zu werden. Was die Menschen für Tiefsinn halten, ist in den Augen Gottes Unsinn. In den heiligen Schriften heißt es: Gott fängt die Klugen im Netz ihrer eigenen Schlauheit. Und es heißt auch: Der Herr kennt die Gedanken der Weisen und weiß, wie sie sind. Darum soll sich keiner etwas auf einen Menschen einbilden und mit seinem Lehrer prahlen. Ihr gehört Christus und Christus gehört Gott. Der Prophet Jeremia, der sich zu seinem persönlichen Empfinden, in den Konfessionen, geäußert hat: Er ist voll des Wortes Gottes und seines Auftrags. Er taumelt: Lieber ein Säufer als ein falscher Prophet!

Bei Besuchen traf ich auf Menschen, die ihres Verstandes beraubt waren, als wüssten sie nichts und verstanden doch alles. Als ich einmal einem solchen Menschen die Hand gab, bedauerte er mich, weil meine Hand eiskalt war. Ich sagte, ich käme von draußen aus dem Regen. Da behielt er meine Hand zwischen seinen Händen und sagte zu mir: „Du kannst tun, was du zu tun hast. Ich werde deine Hand wärmen.“ In diesem Augenblick empfand ich seine Hände und diesen Menschen als einen Segen Gottes. Ich besuchte ihn und er beschenkte mich. Jede Verabredung zu einem Treffen, die Tauf- und Konfirmationsfeier, der Schulabschluss, die Berufsausbildung oder das Zusammenleben in einer Partnerschaft – all das liegt in Gottes Hand. „So Gott will.“ Zu leben bedeutet, darauf zu warten, dass der Wille Gottes sich offenbart. So wird die Frage nach Gott offen gehalten.

Wir stehen bestenfalls seinem Wort gegenüber und können ihm nur standhalten, wenn er Gnade gibt. Christus spricht: Ich bin dazu geboren und in die Welt gekommen, dass ich die Wahrheit bezeugen soll. Wer aus der Wahrheit ist, hört meine Stimme. Jesus Christus ist der einzige Zeuge der Wahrheit. Er ist in Person das Wort Gottes in uns. Wer ihn hört, hört Gott selbst. „Glaubst du das?“ – fragt der Heidelberger Katechismus. Jesus geht ans Kreuz und zeigt, wie Gott dich und diese lebendige Welt liebt. Was du schuldig bist und bleibst, schleppt er ans Kreuz. Seine Ohnmacht ist Gottes Macht. „Glaubst du das?“

Jesus Christus, Zeuge der Wahrheit, die in Gottes, des Schöpfers und Erhalters Namen allem in den Weg tritt, was Leben behindert, bedroht, zerstört. Der Lebendige gebietet Ehrfurcht vor dem Leben. „Glaubst du das?“

Die Mütter und Väter im Glauben hielten in der Confessio Augustana VII fest: „Es ist nämlich die Kirche die Versammlung der Gläubigen, in welcher das Evangelium rein gelehrt und die Sakramente richtig verwaltet werden.“ Wie ein hoher Ton in einer schwierigen Melodie. So nannten sie die Kirche – ein Geschöpf des Wortes Gottes.

Kirche ist da, wo sich Gläubige sichtbar versammeln, an allen erdenklichen Orten, zu allen erdenklichen Zeiten. Kirche bedarf keiner Bürokratie, keiner Lenkung und Leitung, sie statuiert, wo und unter welchen Bedingungen sie sich zu versammeln habe, sowie welchen Gesetzen sie sich verpflichtet. Sie ist so frei, die ihr auf Zeit angemessene Gestalt selbst zu wählen und sich in die Gestalten zu verwandeln, um der Versammlung der Gläubigen besser zu dienen, als sich selbst dienlich zu sein.  In dieser Kirche als hier und da versammelte Gemeinde gibt es unter den Versammelten keinen Vorrang.

Wozu ist die Kirche da? Worauf diese Kirche nie verzichten kann sind vier schlichte Vorgaben: das Wort des Buches, reines Wasser, einfaches Brot, ehrlichen Wein. In diesen Gaben, von denen der natürliche Mensch lebt, soll er schmecken, wie gründlich die Liebe des Gekreuzigten und des Auferweckten uns das „Osterlachen“ zum Geschenk macht.

Meine Familie dankt allen, die uns die 50 Jahre mit ihrem Gebet begleitet und getragen haben. Auch danke ich der Diakonie, die mir in meiner Alterserkrankung zur Seite steht.

Allen Mitarbeitern im Weinberg Gottes sei für ihr Engagement und ihre liebevolle Hingabe gedankt.

Foto: Gisela und Uwe Schmidtmann